Und auf einmal war er gekommen. Der Moment, auf den sie Jahre lang hingearbeitet haben. Die Kapitänin wurde nach vorne gerufen und bekam den gläsernen Pokal überreicht. Damit war es also amtlich. Die U18 weiblich der Steinenbronner Beasts ist endlich Baden-Württembergischer Meister im Basketball.
Die gemeinsame, leicht steinige Reise zum Meister beginnt mit derselben Mannschaft und derselben Trainerin knapp neun Jahre zuvor in der Steinenbronner Sandäckerhalle als U10. Wir schreiben also September 2015. Ein Teil des Meisterteams ist bereits seit einem Jahr dabei, die anderen folgen schließlich bis 2017. Natürlich kommen und gehen über die Jahre immer wieder andere Spielerinnen, doch dieser einverleibte Kreis aus acht Spielerinnen wird bestehen. Zusammen bestreiten sie Jahr für Jahr zig Spiele. Gewinnen, Verlieren, Freude und Tränen. Aus Mitspielerinnen werden mit der Zeit Freundinnen und man unternimmt auch außerhalb des Trainings was zusammen. Doch mit der Zeit wird es für viele im Team immer schwieriger, Schule, Basketball, Familie und Leben unter einen Hut zu bekommen. Zudem kommt für einige Spielerinnen der sportliche Erfolg hinzu, in das Regio-Team aufgenommen worden zu sein. Doch diese Aufnahme bedeutet vier bis fünfmal die Woche Training und mindestens zwei Spiele pro Wochenende. Es müssen Abstriche gemacht werden. Training oder Freunde? Training oder lernen? Zudem kommen Streitereien im Team. Mädels sind halt nicht immer einfach, nicht wahr? Am Ende der Saison kommt die Gewissheit, die vielen Diskussionen, die harte Arbeit, der Schweiß und die Tränen haben sich gelohnt. Diese Mannschaft zieht erstmalig am Ende der Saison 2018/19 in die ‚Final Four‘ ein. Das ist die Chance, Meister der Landesliga zu werden. Als dieser Tag gekommen ist, liegen die Nerven sowohl bei Trainer*innen als auch bei Spielerinnen blank. Vor uns liegt ein langer Tag mit zwei langen, anstrengenden Spielen. Der Sieger darf sich Meister der Landesliga nennen und wird sich drei Wochen später mit den anderen Bezirksmeister um den Titel des Baden-Württembergischen Meisters messen. Doch am Ende des Tages die Gewissheit: Es hat nicht gereicht. Der erste Platz geht nicht an die U14 weiblich aus Steinenbronn. Die Mädels lassen nicht lange die Köpfe hängen, dann soll es halt erst nächstes Jahr sein.
Und dieses Jahr läuft richtig gut. Ein Sieg nach dem anderen, man ist guter Dinge sich dieses Jahr den ersten Platz bei den ‚Final Four‘ zu holen. Aber der aufmerksame Leser wird bereits festgestellt haben, von welchem Jahr wir gerade reden. Es ist die Saison 2019/2020. Im Frühjahr 2020 wird die Halle geschlossen, es darf kein Training mehr abgehalten werden. Nachdem klar wird, dass es länger kein Training geben wird, ist die Resignation in der Mannschaft groß. Zum Glück fällt den Trainer*innen schnell eine gute Idee ein, um den Mannschaftsgeist sowohl sportlich als auch geistig in Takt zu halten. Montags und mittwochs gibt es online sportliche Zoommeetings, abwechselnd mit Pamela Reif und eigenen HIIT – Trainings, während freitags immer Online-Brettspiele zusammen gespielt werden. Wie so vieles während der Corona-Zeit war das zwar keine optimale Lösung, allerdings war es eine Möglichkeit sich zu sehen, zu quatschen und etwas zu unternehmen. Ende Juli dann die Hoffnung: Es darf wieder Training in der Halle stattfinden. Voller Zuversicht und Motivation geht es im Team auf den Saisonstart im September 2020 los. Die Auflagen für Spiele sind hart. Keine Zuschauer, sobald eine Person im Team einen positiven Test hat, müssen alle in Quarantäne. Doch lieber so, als gar nicht, richtig? Allerdings geht es mit der Zeit auf den Winter zu. Immer mehr Corona-Fälle, immer mehr Spiele müssen abgesagt werden, immer weiter breitet sich die Hoffnungslosigkeit im Team aus. Dann der nächste Tiefschlag: Der zweite Lockdown. Es heißt also wieder Online-Training und Tratsch-Runden, die sind nämlich deutlich wichtiger, als man als Außenstehender denken mag. Wieder heißt es Ende Mai, es darf wieder trainiert werden. Und obwohl die letzte Saison so nach hinten losging, ist die Motivation im Team abermals hoch. Man hat wie nie zu vor gelernt, das Training – so anstrengend und nervenaufreibend es manchmal sein kann – und die Spiele zu schätzen gelernt. Dieses Jahr ist es also wirklich soweit, die Ziele sind hoch: Man möchte als U16 Baden-Württembergischer Meister werden. Die Saison startet erfolgreich. Ein Spiel nach dem anderen wird gewonnen. Mitte März darf man sich immer noch ungeschlagen nennen. Dann das wichtigste Spiel der Saison: Erster gegen Zweiter. Gerlingen gegen Steinenbronn. Es ist das letzte Spiel der Saison, denn inzwischen steht fest, es wird keine ‚Final Four‘ und keine Baden-Württembergischen Meisterschaften geben. Corona lässt das noch nicht zu. Wer am Ende der Saison Erster ist, ist Meister der Landesliga. Am 30. April 2022 um 13 Uhr entscheidet sich, ob dieser Meister Gerlingen oder Steinenbronn heißt. Nach nervenaufreibenden, nicht unbedingt den besten basketballerischen 90 Minuten steht trotzdem fest: Der Meister heißt Steinenbronn. Nach drei unendlich lang erscheinenden Jahren durfte man sich endlich Meister der Landesliga nennen. Doch in jeder Freude steckt ein wenig Wehmut. Wäre Corona nicht, hätte man sich für die BaWü-Meisterschaft qualifiziert. Abermals war das eigentliche Ziel also wieder nicht geglückt.
Doch bevor man sich diesem Ziel widmet, lässt man sich natürlich feiern und belohnt sich selber. Für die gesamte Mannschaft geht es also in den Europa-Park. Ein solcher Ausflug nach der Saison soll von nun an Tradition werden.
September 2023: Die Mannschaft spielt nun die erste Saison als U18. Die Saison soll hart werden. Der Monstergegner BSG Ludwigsburg, die Juniormannschaften der MHP Riesen, machen es uns schwer. Sehr schwer. Am Ende der Saison scheitert die Mannschaft letztendlich auch in den ‚Final Four‘ an Ludwigsburg. Es reicht ’nur‘ für Platz drei.
Jetzt kann es ja quasi nur noch bergauf gehen. Saison 2023/24: Ludwigsburg schafft es nicht, eine U18 zu melden. Schwerster Gegner wird also – mal wieder – Gerlingen sein. So sollte es also auch kommen. Beinahe wie im Jahre 2022 geht es in Richtung ‚Final Four‘. Gerlingen zieht auf dem ersten Platz in die Finals ein, Steinenbronn auf dem zweiten. Da beide Mannschaften ihr erstes Spiel in den Finals gewinnen, heißt es am gleichen Nachmittag mal wieder: Steinenbronn gegen Gerlingen. Auch dieses Mal kann Steinenbronn das Spiel für sich entscheiden. Zwei Jahre später ist die U18 weiblich Landesliga Meister. Und dieses Mal geht es tatsächlich zur Baden-Württembergischen Meisterschaft nach Tübingen. An einem einzigen Tag messen sich die vier Meister der Bezirke.
Der große Tag, auf den Trainerinnen, Spielerinnen und Eltern also Jahre lang hingefiebert haben ist gekommen. Wir schreiben Sonntag, den 12. Mai 2024. Das erste Spiel für unsere Mädels startet um 12 Uhr. 10 Uhr morgens: Abfahrt an der Halle in Steinenbronn. Die Nerven liegen blank. 11 Uhr: Aufwärmen. Letzte Gespräche mit Spielerinnen und Trainerinnen. 11.59 Uhr: Der Fanclub aus Steinenbronn mit Trommeln und Anfeuerungsmaterial trifft ein. 12 Uhr: Anpfiff. Das Spiel läuft überraschend gut. Die zusätzlichen Trainingseinheiten und die komplizierten Spielsysteme haben sich gelohnt. Das Spiel wird knapp gewonnen. Wir stehen im Finale um Platz 1 um 17.30 Uhr. Um sich nicht verrückt zu machen, wird in der Mittagspause ein Spaziergang rund um den Anlagensee unternommen. 17.15 Uhr: Unser Fanclub hat sich nochmals vergrößert, alle fiebern auf das Finale hin. 17.30 Uhr: Anpfiff. Auch dieses Spiel startet zunächst gut, die Bälle flogen dahin wo sie sollten und zunächst waren unsere Mädels Spiel bestimmend. Es blieb allerdings nur ein knapper Vorsprung, denn auch beim Gegner Tübingen lief alles so wie es sollte. Anfang des letzten Viertels konnte man endlich seinen Vorsprung auf zehn Punkte ausbauen. Doch dann die letzten zwei Minuten: Die Tübinger treffen jeden Dreier, sie rücken auf bis zwei Punkte an unsere Mädels ran. 10 Sekunden auf der Uhr: Einwurf Tübingen. Die Spielerin geht auf die Dreier-Linie. Trifft sie diesen Dreier, hat Tübingen gewonnen. Sie wirft, die Uhr läuft ab, die Anzeige trötet. Der Wurf geht vorbei. Der Moment der Gewissheit ist gekommen. Nach neun Jahren Arbeit sind wir Mädels endlich Baden-Württembergischer Meister. Der steinige Weg, die Niederlagen, die Rückschläge. Im Endeffekt hat sich alles gelohnt.
In den neun Jahren sind wir nicht nur sportlich gewachsen, sondern auch sozial. Aus Mannschaftskameradinnen sind Freundinnen geworden, aus Trainerinnen Vertrauenspersonen. Zusammen sind wir erwachsen geworden. Zusammen gelitten haben wir bei Trennungen, zusammen gelacht bei den ersten Führerscheinen und daraus resultierenden Auswärtsfahrten, die gerne bei Subway geendet haben.
Diese Momente ziehen an der Mannschaft vorbei, während sie sich weinend in den Armen liegen.
Die restliche Geschichte der Siegerehrung kennt ihr bereits. Für einige der U18 Spielerinnen war das das letzte Spiel. Der alte Jahrgang darf nächste Saison nicht mehr in dieser Altersklasse spielen. Doch für die anderen, geht die Erfolgsspur weiter. Denn mit diesem sportlichen Höhepunkt ist die Geschichte dieser Mädels nicht vorbei. In der Saison 2024/25 spielt die U18 weiblich der Steinenbronner Beasts als allererste Mannschaft in Steinenbronn in der Regionalliga. Das erste Spiel wurde bereits gewonnen.
Diese U18 ist also eine Mannschaft, die man kennen und weiterverfolgen sollte, denn der Höhepunkt, BaWü-Meister zu sein, wird noch lange nicht der letzte gewesen sein!